Wie sich journalistische Artikel, Texte für Websites und Blogposts unterscheiden

Wenn ich als Journalistin einen Artikel schreibe, gehe ich anders an den Text heran, als wenn ich beispielsweise hier blogge oder jemand von mir seine Website texten lassen will. Eigentlich hatte ich ja gedacht, das sei selbstverständlich, aber wie ich neulich bei einem Gespräch festgestellt habe, ist es das offenbar nicht. Deswegen will ich die Unterschiede zwischen meinen journalistischen Artikeln, Website-Texten und Blogposts hier mal etwas näher erklären. Ein Wort vorab: Ich arbeite meist nach dem Prinzip der Zielgruppe. Will heißen: Ich richte meine Art zu schreiben nach den Lesern. Ok, und nach Google.

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Journalismus: Aufbau, Sprache, Stil, SEO

Journalistische Artikel, also Reportagen, Dossiers, Features, Interviews und Berichte, schreibe ich was Aufbau, Sprache und Inhalt angeht natürlich nach den klassischen journalistischen Grundsätzen. Sprachlich heißt das, dass Denglisch, Umgangssprache und Fachausdrücke tabu sind. Das heißt nicht, dass ich ein gestelztes Deutsch verwende, ganz und gar nicht. Aber anders als bei Blogposts bin ich bei journalistischen Texten meistens der objektive Beobachter, für den sich Larifari-Sprache schlicht verbieten.

Der Aufbau folgt der Theorie des starken ersten Satzes, einem packenden ersten Absatz und einer klaren Gliederung. Wenn möglich konzipiere ich die Texte im Zirkelschluss, steige also szenisch ein, führe entlang eines roten Fadens von Klimax zu Klimax durch den Text und schließe das Ende an die Szene an, mit der er anfing. Ein Beispiel für dieses Prinzip ist dieser Artikel über den Alltag junger Piloten (BR24).

Texte für Print- vs. Web-Medien

Gleichzeitig ist mein Stil für Web-Medien insgesamt etwas freier als für Print-Medien, weil die Zielgruppe schlicht eine andere ist. Weitere Beispiele für Web-Texte sind der Nachruf auf Helmut Kohl (SpOn) oder den Rassenhass in den USA (BR24). SEO spielt dabei neben dem journalistischen Inhalt immer auch eine Rolle.

Unabhängig und doch Google-abhängig

Dass sich unabhängiger Journalismus, guter Text und Suchmaschinenoptimierung für Google nicht gegenseitig ausschließen, darauf gehe ich in meinen Text- und SEO-Coachings ausführlich ein. Diesen Spagat zwischen journalistisch unabhängigem Schreiben und gleichzeitiger Google-Optimierung erlebe ich dabei immer wieder als Diskussionsthema unter Web-Kollegen. In meinen Coachings erkläre ich die Vereinbarkeit von gutem Text und SEO aber nicht nur Journalisten, sondern beispielsweise auch in Einzelcoachings Website-Betreibern, die einen Blog integrieren wollen.

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Texte für Websites

Eine noch größere Rolle als bei journalistischen Artikeln spielt die Suchmaschinenoptimierung, wenn ich Texte für eine Website schreibe. Zunächst diskutiere ich dann mit meinem Auftraggeber, an welche Zielgruppe sich seine Website richtet und ob es ein bestimmtes SEO-Ziel gibt. Ähnlich wie bei den journalistischen Artikeln hängt von der Zielgruppe der Ton des Textes ab, der Stil, die Sprache und der Duktus, von den Kriterien der Suchmaschinenoptimierung natürlich der Inhalt der Texte. Zwei Beispiele:

1. Websites mit breiter Zielgruppe

Ein Arzt oder Steuerberater hat meist eine sehr inhomogene Zielgruppe, also Menschen jeden Alters, jeder Einkommensklasse und jeder Bildung. Ich schreibe die Website-Texte dann stilistisch neutral, die SEO richtet sich in der Regel nach dem Ort der Praxis, den Therapieangeboten und dem unmittelbaren Konkurrenzumfeld.

Ausnahme: Die Praxis oder Kanzlei will bewusst locker, modern, unkompliziert, jung und authentisch wirken. Dann können auch mal lockere Formulierungen und im Extrem-Fall die direkte Ansprache mit du, ihr und euch sinnvoll sein.

2. Websites mit kleiner Zielgruppe

Ein Hochzeitsfotograf hat dagegen meist eine sehr viel homogenere Zielgruppe: Frauen zwischen 25 und 35 Jahren, meist mit einem gewissen Budget. Meine Texte passen ich entsprechend an: Die Sprache ist lockerer, jünger, Denglisch darf auch mal vorkommen, die direkte Ansprache mit du ist obligatorisch und ein bisschen schwärmerisch darf es auch mal sein.

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Blogposts: Hallöchen Umgangssprache

Als dritte online-Textart neben journalistischen Artikeln und Texten zu Marketing-Zwecken will ich noch auf Blog-Artikel eingehen wie ich sie hier auf ariane-schreibt.de publiziere oder sprachlich und inhaltlich noch lockerer auf meinem Hochzeitsblog Hochzeitsgezwitscher. Als Bloggerin schreibe ich mit einer Mischung aus reiner Schriftsprache und gesprochener Umgangssprache. Will heißen: Der guten Sprache und Lesbarkeit halber ziehe ich zwar das Verb zum Beispiel stets so weit wie möglich nach vorne, stilistisch sind die Texte aber in der Ich-Form geschrieben und dürfen auch mal, äh, genau, ja, so einen Einschub enthalten. Und mit „und“ darf ein Satz auch mal anfangen. Oder der Text unvermittelt enden.


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Journalismus, Texte für Websites, Texte schreiben


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